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Familie

Komplex: Medienkonsum bei Kindern

Digitale Medien gehören zum Leben vieler Familien. Beim Umgang mit dem Medienkonsum bei Kindern helfen altersgerechte Regeln, Begleitung und limitierte Bildschirmzeit.

Text: Antoinette Schmelter-Kaiser

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Von Suchtfaktor bis Wissensquelle: Bildschirmmedien sind für Kinder Gefahr und Chance zugleich. Je jünger die Kinder, desto geringer sollte der Medienkonsum sein.

Blauer Himmel, Sonnenschein, Blick ins Grüne: Die Ausflugsbedingungen sind bestens. Doch auf der Terrasse eines Lokals ist eine Familie von anderen Dingen gefesselt: Beim Warten aufs Essen surft der Vater mit seinem Smartphone im Internet. Zwei Teenager neben ihm haben ihr eigenes und schauen damit TikTok-Filmchen. Ihr kleiner Bruder ist in ein Spiel auf dem Tablet vertieft, das die Mutter vor ihm platziert hat. Fünf Personen, vier Endgeräte: Diese Momentaufnahme zeigt, welchen Stellenwert digitaler Medienkonsum bei Kindern und in Familien hat.

Frühe Medienkompetenz

„Kinder wachsen heute von Anfang an in eine von digitalen Medien geprägte Welt hinein“, macht die 2021 vom Institut für Medienpädagogik herausgegebene Langzeitstudie „Familie digital gestalten“ klar. Für diejenigen, die nach 2007 geboren wurden, dem Jahr, in dem mit dem iPhone das erste Touchscreenmedium eingeführt wurde, gebe es daher den Begriff „Digitods“. Für sie ist es keine Seltenheit, schon auf dem Wickeltisch oder im Kinderwagen durch Apps und Anwendungen zu navigieren. Angesichts dieser frühen Medienkompetenz mögen Eltern fasziniert oder sogar stolz sein.

Nachteile von Bildschirmmedien

Für Paula Bleckmann ist sie Grund zur Sorge: „Das Problem ist, den Ausschaltknopf zu finden“, warnt die Professorin für Medienpädagogik. „Außerdem droht die Gefahr einer Konditionierung. Es gibt Kleinkinder, die nur essen, wenn sie dabei etwas auf dem Tablet anschauen dürfen.“ Überdies fehlten bei Bildschirmmedien Sinneserfahrungen wie Riechen, Schmecken oder Fühlen, die wie aktives Handeln Voraussetzung zum ganzheitlichen Lernen seien. Auch wichtige Entwicklungsfaktoren wie direkter Blickkontakt oder sprachlicher Austausch kämen zu kurz. Ihr Fazit: „Je jünger, desto geringer sollte die Mediennutzung sein. Bis zur Altersgruppe Grundschule gibt es nichts, was Kinder ohne sie verpassen würden.“

Digitale Medien können Kommunikationskiller sein, aber richtig genutzt auch Familien verbinden.

Dosierter Medienkonsum bei Kindern

In Kitas rät sie daher – abgesehen von Dokumentationszwecken für Fachkräfte – vom Einsatz von Tablets ab. In Grundschulen hält sie analogen Unterricht für besser als den Einsatz digitaler Medien. Im privaten Umfeld empfiehlt sie Eltern, die Bildschirmzeit für Kinder zu halbieren. „In 90 % der Familien ist deutlich zu viel erlaubt“, so Paula Bleckmann. Limits der Nutzungsdauer seien Schritte zu mehr Medienmündigkeit – der Fähigkeit, Medien aktiv, dosiert, technisch versiert und kritisch reflektiert zu nutzen, statt sie zu konsumieren und sich ablenken zu lassen. Dafür brauchen Kinder Regeln.

Altersgerechte, bewusste Begleitung

Für diese plädieren ebenfalls Anika Osthoff und Leonie Lutz, allerdings „auf Augenhöhe“. „Regeln geben Halt und Struktur“, so die Autorinnen des Elternratgebers „Begleiten statt verbieten“. „Da jede Familie ihren individuellen Lebensstil hat, gibt es keine Patentrezepte. Wichtig ist, dass Erwachsene Verantwortung übernehmen und Kinder in ihrer Mediennutzung unterstützen.“ Und das nicht mit starren Konzepten oder Verboten. Sondern als Vorbild mit einem Basiswissen über Gefahren, Sicherheitseinstellungen oder geeignete Internetinhalte sowie Apps, altersgerecht und mit Gespür für veränderliche Bedürfnisse des Kindes. „Man kann ihm einen alten Nokia-Knochen ohne Internetzugang in den Schulranzen legen, wenn es nur um Erreichbarkeit geht. Haben in der sechsten Klasse alle anderen Smartphones, kann das eigene Kind nicht im Klassenchat dabei sein“ – eine Konfliktsituation.

Digitale Medien im Familienalltag

Anika Osthoff und Leonie Lutz verstehen Bildschirmmedien nicht als Fluch, sondern auch als positive Möglichkeiten: Computerspiele könnten – in Maßen genutzt – Koordinations- und Konzentrationsfähigkeiten und lösungsorientiertes Denken trainieren. Bei der Fantasie von Video- und Fotokünstlern gebe es etwa auf Instagram keine Grenzen. In der Pandemie als Treiber der digitalen Transformation seien Laptops und Tablets für Schüler wichtig gewesen, um Bildungsangebote wahrzunehmen. „Digitale Medien können mit den richtigen Anwendungen ein wunderbarer, kreativer Zusatz im Familienalltag sein“, so ihr Fazit. „Aber nichts ersetzt soziales Miteinander, reales Spielen, Toben, Sport, Bewegung.“

Video

Dieser Beitrag informiert über die Risiken und Nebenwirkungen einer zunehmend digitalen Kindheit.

Lektüretipps

Internetseiten, Bücher und Broschüren, die Familien über den kompetenten Umgang mit digitalen Medien informieren und sie mit praktischen Tipps unterstützen:

DOWNLOAD

 
Internetseite des Arbeitskreises Jugend und Film

Beschäftigt sich in Theorie, Praxis und Publikationen mit dem digitalen Wandel, Medienbildung, -erziehung und -schutz.

Klicksafe.de

Portal einer EU-Initiative, die Anwender seit 2004 über die kompetente und kritische Nutzung von Internet sowie neue Medien informiert. Hilfreich sind gesonderte Bereiche für Kinder, Eltern und Lehrer.

schau-hin.info

Internetseite einer Initiative über Entwicklungen der Medienwelt und Wissenswertes zu verschiedensten Medienthemen für Eltern und Erziehende. Ihr Ziel ist es, ihnen Orientierung und alltagstaugliche Tipps zu geben.

Medienratgeber für Eltern

Internetseite des Vereins MEDIA PROTECT, der sich für Medienmündigkeit, frühzeitige Prävention und „Bindung statt Bildschirm“ stark macht. Gefördert wird er vom Dachverband der Betriebskrankenkassen.

Expertentipps vom Bundesministerium für Familie

Tipps von Experten, um Heranwachsende im digitalen Raum zu schützen und Medienkompetenz zu vermitteln. Motto der Broschüre ist „Gutes Aufwachsen mit Medien“.

echt-dabei.de

Portal eines Präventionsprogramms zum Thema „Gesund groß werden im digitalen Zeitalter“. Teilnehmen können Kitas und Grundschulen, Eltern bekommen Orientierungshilfe und Informationen. Das Programm wird vom BKK Dachverband gefördert.

kinderdigitalbegleiten.de

Onlinekurs für Eltern, der sie im Netz kompetent machen will. Für die Altersgruppen Kita- und Vorschulkinder oder Grundschüler/Teens vermittelt Leonie Lutz in 33 bzw. 35 Lektionen Informationen und Tipps.

Buchtipp: „Begleiten statt verbieten“

von Leonie Lutz und Anika Osthoff (Kösel, erscheint am 16.5.22): Sachbuch über ein sicheres, kompetentes und kreatives digitales Familienleben auf Augenhöhe, das Wissen und konkrete Tipps vermitteln möchte.

Buchtipp: „Eltern-Guide Digitalkultur“

von Kathrin Habermann (Springer): Ratgeber für Eltern, damit diese mit der allgegenwärtigen Präsenz von Smartphone, Tablet und Co. gelassen und kreativ umgehen. Zum Buch gehören auch Fragebögen und Checklisten.

Zur Autorin: Antoinette Schmelter-Kaiser ist froh, dass ihre heute 22-jährige Tochter bis zum Teenageralter ohne Smartphone groß geworden ist und sich stattdessen mit Basteln, Malen, Spielen und Tieren beschäftigte. Um sich herum stellt sie fest, welche Sogwirkung digitale Medien mittlerweile auf Kinder haben und wie viel Kraft und Nerven es Eltern kostet, sie zumindest zeitweilig davon fernzuhalten.

Stand: April 2022

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