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Familie

Homeoffice: Vor- und Nachteile

Zu Hause arbeiten bedeutet mehr Zeit für die Familie, erfordert aber auch Disziplin und Selbstmanagement. Immer mehr Eltern wählen diese Option.

Text: Antoinette Schmelter-Kaiser

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Einerseits viel Freiheit, andererseits neue Herausforderungen: Arbeiten im Homeoffice ist keine Allzweckwaffe, kann den Alltag mit Kindern aber erleichtern.

Viel Zeit wollte er mit seinem Kind verbringen, jede Menge Dinge gemeinsam mit ihm erleben. Doch im Alltag reduzierten sich diese Wunschvorstellungen auf ein Minimum: „Als Pädagoge musste ich unter der Woche morgens aus dem Haus und kam abends zurück“, erinnert sich Tobias Weber an sein erstes Jahr als Vater. „Diese frustrierende Situation hat mich unzufrieden gemacht.“ Als sein Leidensdruck zu groß wurde, wagte er den Sprung ins kalte Wasser. Statt Auszubildende und Berufseinsteiger zu betreuen, begann der Berliner vor drei Jahren, von zu Hause aus für Agenturen sowie Magazine zu schreiben und „Johnnys Papablog“ aufzubauen. „Ich bin meiner Tochter jetzt viel näher, kann für sie da sein“, beschreibt der mittlerweile alleinerziehende Vater das Leben, mit dem er sich flexibler und selbstbestimmter fühlt. „Wir haben eine sehr intensive Bindung. Das ist ein absoluter Vorteil, für den ich sehr dankbar bin.“

Wenn die Kinder schlafen, kann man im Homeoffice weiterarbeiten. Jedes Wochenende oder jeden Abend sollte das aber nicht sein.

Eigenverantwortung und Selbstdisziplin

Trotzdem bedeutet die Arbeit im Homeoffice für den 36-Jährigen nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“. Ohne festen Arbeitgeber verdient er im Vergleich zu früher die Hälfte, ist „für alles selbst verantwortlich“ und musste „als größte Herausforderung“ lernen, achtsamer mit sich umzugehen und sich zu bremsen. „Selbstdisziplin ist für mich kein Problem, wenn meine Tochter in der Kita ist“, weiß Tobias Weber heute. „Schwieriger war es anfangs für mich, abends ein Ende zu finden und nicht jedes Wochenende zu arbeiten.“ Summa summarum bereut er seinen Schritt nicht, hält das Arbeiten daheim aber für keine „Allzweckwaffe“. Die Zahlen geben ihm recht: Laut einer Expertise des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) können sich 30 % der Eltern mit minderjährigen Kindern mobile Arbeitsformen vorstellen, 6 % nutzen diese Möglichkeit schon. Insgesamt lassen 39 % der Arbeitgeber ihre Mitarbeiter ganz oder teilweise von zu Hause aus arbeiten, so das Ergebnis einer Umfrage für den Digitalverband Bitkom bei 1.530 Betrieben im September 2017.

Substanzielle Verbesserung für Eltern

Bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf birgt Arbeiten im Homeoffice ein „großes Potenzial“ und wird von Eltern als „substanzielle Verbesserung“ empfunden, so die Studie des BMFSFJ. Denn bis zu viereinhalb Stunden pro Woche lassen sich einsparen, weil das Pendeln zur Firma entfällt, ebenso wie die Kosten dafür. Muss ein Kind zum Arzt oder Musikunterricht, können Eltern ihre beruflichen Pflichten um solche Termine herum drapieren. Pausen sind möglich, wenn die Konzentrationsfähigkeit abnimmt und Spazierengehen sinnvoller ist als Grübeln. Und warum nicht Mails checken, wenn die Kinder schlafen, aber dafür nachmittags zwei Stunden mit ihnen auf den Spielplatz gehen? Aufgrund der besseren Work-Life-Balance ist die Effizienz im Homeoffice nicht schlechter. Bei einem Experiment zweier US-Forscher mit 16.000 Mitarbeitern einer chinesischen Reiseagentur waren jene 13 % produktiver, die zu Hause am Schreibtisch saßen statt im Büro.

Familie und Beruf lassen sich im Homeoffice gut kombinieren. Voraussetzung ist konsequentes Selbstmanagement.

Klare Spielregeln, abgesteckter Rahmen

„Die Homeoffice-Variante hat viele Vorteile“, bestätigt Prof. Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigsburg. Der Großteil ihres Teams, das überall in Deutschland verteilt sitzt, ist auf diese Weise tätig. Grundsätzlich erfordert das „mobile Arbeiten“ ihrer Ansicht nach ein hohes Maß an Selbstmanagement, Organisationsfähigkeit und Frustrationstoleranz. Dazu komme die Notwendigkeit, Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben zu ziehen, sich beim Arbeiten nicht ablenken und Kinder ab Krabbelalter betreuen zu lassen. Außer der persönlichen Eignung brauche es klare Spielregeln und einen festen Rahmen, damit der Alltag im Homeoffice funktioniert.

Option mit steigendem Anteil

„Vonseiten der Firmen ist Führen auf Distanz gefragt“, macht die Expertin klar. „Das bedeutet eine andere Form der Kommunikation, Koordination und Konfliktbewältigung.“ Dabei leisten digitale Tools von E-Mails bis zu Video-Telefonaten hilfreiche Dienste. Reale Treffen müssen laut Jutta Rump trotzdem regelmäßig sein: „So vereinsamt niemand und jeder bleibt für alle anderen sichtbar.“ Ein bis zwei Tage im Homeoffice, der Rest im Büro – das wäre in ihren Augen die Ideallösung. Das ist zwar „nie als Modell für alle gedacht“, aber langfristig gesehen eine Option mit steigendem Anteil. Für sie selbst kommt keine andere infrage. Immer wieder zu Hause, oft mit Laptop und Smartphone im Zug oder Flugzeug unterwegs zu Meetings, Konferenzen und Vorträgen: „Diese Arbeitsweise mag ich sehr“, so Jutta Rump. „Dass täglich etwas anderes passiert und ich so viele Impulse bekomme, treibt mich an und bedeutet eine hohe Lebensqualität.“

Lektüretipps

Broschüren, Internetseiten und Bücher über das Arbeiten im Homeoffice und weitere Trends, die unsere Arbeitswelt verändern werden.

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Bücher
„Ich bin dann mal im Home Office“

von Dr. Matthias Sieber und Dr. Peter Recknagel (Leobell, 9,99 Euro): Buch von zwei Autoren, die selbst Väter sind, über das Arbeiten im Homeoffice und den Weg für Festangestellte dorthin inklusive Praxis-Tipps und Selbsttests.

„Out of Office“

von Elke Frank und Thorsten Hübschen (Redline Verlag, 19,99 Euro): Weg vom klassischen Büroalltagskorsett hin zu einer flexiblen und mobilen Arbeitsweise – Plädoyer für ein Umdenken in Unternehmen und Gesellschaft.

„Homeoffice“

von Anna Yudina und Wiebke Krabbe (DVA, 25 Euro): 120 innovative Ideen von Architekten und Designern, mit denen sich der häusliche Arbeitsplatz für jeden Geschmack und jedes Budget gestalten lässt – egal ob als dauerhafte oder variable Lösung.

Websites
www.bmfsfj.de

Expertise der Roland Berger GmbH für das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend über „Digitalisierung – Chancen und Herausforderungen für die partnerschaftliche Vereinbarkeit von Familie und Beruf“.

www.erfolgsfaktor-familie.de

Leitfaden des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für mobiles Arbeiten in Betrieben. Außer informativen Interviews und Praxisbeispielen finden sich hier auch Regeln für Arbeitgeber und Beschäftigte.

office21.de/blog

Internetseite des Verbundforschungsprojekts Office 21 über die Zukunft der Büro- und Wissensarbeit. Fortlaufend aktualisiert werden Beiträge über Trends wie Coworking Spaces und andere alternative Arbeitsorte, die Berufstätigen mehr Autonomie ermöglichen.

www.smartworkers.net

Blog über die Zukunft von Arbeit und Kommunikation. Unter dem Punkt Homeoffice gibt es Erfahrungsberichte, praktische Ratschläge z. B. für die Durchführung von Videokonferenzen sowie Artikel über technische Hilfsmittel und nützliche Accessoires.

Stand: Dezember 2018

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