Longevity: langsam altern & im Alter fit bleiben
Älter werden, gesünder sein und jünger aussehen? Kein Traum, sondern Trend! Mit acht Faktoren, neuen Erkenntnissen aus der Forschung und Longevity-Tipps ist die Lebenserwartung beeinflussbar.
Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:
Hier erfahren Sie mehr über unseren Alterungsprozess und den Trend Longevity – dazu Tipps für Ihren Alltag, die Ihre Lebensspanne verlängern können.
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Autophagie oder der Alterungsprozess
Tick, tack. Wir altern jede Sekunde, um das Alter kommt kein Mensch drumrum. Dabei ist „Altern aus biologischer Sicht nicht sonderlich sinnvoll“, meint Prof. Antje Bergmann von der Technischen Universität Dresden. Zu Beginn der Fruchtbarkeit seien Menschen am gesündesten und „alles, was danach kommt, ist Alterung“. Die Augen sehen immer schlechter, der Rücken zwickt. „
Das Altern ist kein programmierter Prozess. Vielmehr ist es ein Nebeneffekt von Vorgängen, die sich in unserem Körper abspielen.“, erklärt Dr. Sebastian Grönke, Forscher am Max-Planck-Institut für die Biologie des Alterns.
„Das Recycling in der Zelle funktioniert nicht mehr so gut. Das heißt: Normalerweise werden schlechte oder kaputte Produkte von der Zelle abgebaut und das geht im Alter schlechter. Diesen Prozess nennt man Autophagie.“ Autophagie scheint jedoch individuell verschieden abzulaufen, denn manche Menschen laufen mit 80 Jahren noch Marathon, andere brauchen einen Treppenlift.
Was bedeutet Longevity?
„Altern ist eine Krankheit und behandelbar“, sagt deshalb Prof. Dr. David A. Sinclair, einer der Pioniere in der Altersforschung an der Harvard Medical School in Boston. Wissenschaftler wie er gehören zur globalen Longevity-Bewegung, die versucht, das Altern zu verlangsamen oder sogar zu überwinden. Ihre Trendsetter baden in Eis, meditieren, intensiv, fasten, ernähren sich bewusst mit Nahrungsergänzungsmittel oder lassen sich Stammzellen spritzen. Mit Wearables, Geräten und Implantaten überprüfen sie ihre Körper- und Schlafdaten und versuchen so, ihren Körper zu optimieren.
In den Versuch, das Bioalter zu beeinflussen, wird viel Zeit investiert – und Geld. Der „Vater des Biohackings", wie US-Unternehmer und Autor Dave Asprey sich nennt, hat bereits Millionen Dollar ausgegeben, um seine Lebenserwartung auf 180 Jahre zu steigern. Longevity-Ikone und biomedizinischer Gerontologe Aubrey De Grey meint, dass heute lebende Menschen 1000 Jahre alt werden könnten.
Auch TV-Moderatorin Nina Ruge zählt zur Trendsetterszene und erklärt auf Instagram: „Es geht um nichts Geringeres als um einen Menschheitstraum: kein Siechtum mehr, kein Leid am Ende unseres Lebens. Und es geht um Wohlstandssicherung. Denn die Kosten für die Gesundheitssysteme explodieren weltweit. Die Menschen werden immer älter und sind am Ende ihres Lebens immer länger krank. Die Longevity-Bewegung will das verhindern!“
Doch Kritiker warnen vor der Sehnsucht der Unsterblichkeit. Sie hätte ethische, soziale und ökologische Konsequenzen. Denn so faszinierend die Vision eines langen und gesunden Lebens ist – sie wirft auch Fragen auf: Wie lässt sich ein Leben über 100 Jahre finanzieren und sinnvoll gestalten? Und was passiert, wenn auch Autokraten deutlich länger leben als bisher? Zudem steht die Welt ohnehin vor der Herausforderung einer wachsenden Bevölkerung – eine künstliche Lebensverlängerung könnte diese Problematik noch verschärfen.
Welche Faktoren sind für ein langes Leben wichtig?
Eine Studie an der University von Illinois zeigte, dass vor allem acht Faktoren das Leben verlängern:
1. ausreichend Bewegung,
2. nicht rauchen,
3. vor allem pflanzenbasierte Ernährung mit gesunden Aminosäuren, den Bausteinen der Proteine,
4. wenig Stress,
5. guter Schlaf,
6. erfüllende soziale Kontakte,
7. wenig Alkohol,
8. keine Schmerzmittel auf Opiat-Basis wie Morphin oder Oxycodon.
Diese Faktoren senken das Sterberisiko durch Alterskrankheiten um 30 bis 45 Prozent und erhöhen die Lebenserwartung bei heute 40-jährigen Frauen durchschnittlich um 22,6 Jahre, bei Männern um 23,7 Jahre.
Ständiges Stressgefühl, hoher Alkoholkonsum, ungesunde Ernährung und schlechter Schlaf beschleunigen den Alterungsprozess um 20 Prozent. Wer raucht, verliert durchschnittlich zehn Lebensjahre.

„Wer auf Alkohol und Zigaretten verzichtet, dazu nur wenig rotes Fleisch und Wurst isst und auf ein normales Gewicht achtet, lebt bis zu 17 Jahre länger.“
DKFZ, Deutsches Krebsforschungsinstitut
Das sagt die Wissenschaft zu Longevity
Positiv ist dagegen Verzicht: auf Nikotin, auf rotes Fleisch, auf Alkoholkonsum. Auch Kalorienreduktion scheint einen positiven Einfluss zu haben, zumindest verhindert es Übergewicht und somit einige Krankheiten. Wissenschaftler untersuchen zudem, welche Substanzen auf die Epigenetik einwirken, die die Aktivität von Genen beeinflusst.
Ein Ergebnis der internationalen DO-Health-Studie: „Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren verlangsamte die biologische Alterung über mehrere epigenetische Uhren hinweg um bis zu vier Monate – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Body-Mass-Index der Teilnehmenden. Die Kombination von Omega 3, Vitamin D und Bewegung erwies sich als noch wirksamer.“
Gleichzeitig werden Medikamente entwickelt, die den Alterungsprozess ausbremsen. Vielversprechende Anti-Aging-Mittel sind etwa das Immunsuppressivum, Diabetes-Medikamente oder oder frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel. Dr. Peter Tessarz, Forschungsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns, geht davon aus, dass schließlich mehrere Wege zum Ziel führen: „Die Hoffnung ist, dass man nicht nur ein Mittel nimmt, sondern zwei, drei Mittel kombinieren kann und mit Ernährung und Bewegung ein Zusammenspiel findet, das dazu führt, dass wir länger leben.“
Welche Rolle spielen die Gene für Lebenserwartung und Longevity?
Die Gene scheinen nur selten, etwa in den sogenannten Blue Zones eine Rolle zu spielen, zum Beispiel in Okinawa oder auf Sardinien, wo es seit jeher viele 100-Jährige gibt. Dr. Grönke: „Wie alt Menschen werden, wird nur zu 10 bis 15 Prozent von ihren Genen bestimmt.“ Dass sich die Lebensspannen von Familienmitgliedern gleichen, sei weniger auf Vererbung als auf einen ähnlichen Lebensstil und gleiche Umwelteinflüsse zurückzuführen. Auch Bildung und der Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung spielt eine wichtige Rolle. Deshalb steigt die durchschnittliche Lebenserwartung in den Industrieländern seit Jahren an, sie hat sich in den letzten 120 Jahren sowohl für Männer als auch für Frauen verdoppelt.
Der Traum bleibt: die sogenannte Alterungsuhr zurückdrehen. Einige Longevity-Forscher und -Fans setzen daher auf eine Stammzellentherapie, die der natürlichen Erschöpfung eigener Stammzellen entgegenwirken soll. Stammzellen könnten zum Beispiel Entzündungen stoppen, die mit dem Alter zunehmen, weil das Immunsystem immer mehr entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzt, die zum Alterungsprozess beitragen.
Öfter spazieren gehen? Tipps für ein langes Leben
Jeder Schritt zählt für ein langes Leben. „Je früher Sie damit anfangen, desto besser, aber selbst, wenn Sie mit 40, 50 oder 60 nur eine kleine Änderung vornehmen, ist es von Vorteil", motiviert Xuan-Mai Nguyen von der University of Illinois und verweist auf die (oben genannten) Faktoren der Unistudie.

Und hier sind die besten Biohacks von Harvard-Forscher Prof. Sinclair:
- täglich ein bis zwei Tassen Matchatee, wegen der sekundären Pflanzenstoffe
- Resveratrol wegen der Pflanzenstoffe nehmen, sie sind auch in Traubenschalen, Heidel- und Preiselbeeren sowie Kakao
- Intervallfasten, also Esspausen und Kalorienreduktion mindestens dreimal pro Woche Schwimmen, Radfahren, und Laufen
Auch Spazierengehen zählt zum lebensverlängernden Lifestyle, denn wie viele Studien zeigen: Stundenlanges Sitzen ist so schädlich wie Rauchen.
Video: „Ich will hundert werden!“
ARD-Moderatorin Dr. Julia Fischer befragte Dr. Heinz-Wilhelm Esser, wie sich die Lebensspanne verlängern lässt - fit und gesund bis 100 Jahre!? Das Gespräch über Forschung, Selbstversuche und die Geheimtipps von Super-Agern sehen Sie hier:
Zur Autorin: Karen Cop ist Gesundheitsjournalistin und würde gerne mal in einen Jungbrunnen fallen. Sie geht zwar täglich tausende Schritte, hat aber noch keinen gefunden, nur Bergseen, Saunen und Gemüse vom Biobauern.
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