Kindern den Umgang mit Geld lehren
Erst kaufen sie sich ein Eis, später shoppen sie online: Kinder brauchen Finanzbildung, um den Umgang mit Geld zu lernen und sich verantwortungsvoll zu verhalten.
Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:
Jeder Tag bedeutet für Heranwachsende Verlockungen, Geld auszugeben. Im Elternhaus lernen sie, ihr Taschengeld einzuteilen und Sparziele zu erreichen.
Inhaltsverzeichnis
„Wie viel verdienst du? 1000 Euro im Jahr?“ An diese Frage ihrer kleinen Tochter kann sich Stella Fiedler gut erinnern. Und auch an den Vorschlag ihres Sohnes, der sich ein sehr teures Geschenk wünschte: „Warum sollte das der Weihnachtsmann nicht bringen? Das kann er doch in der Fabrik bestellen.“ Mittlerweile kennen sich Anna mit 10 und Emil mit 12 Jahren besser in finanziellen Dingen aus: Anna spart ihr Taschengeld für spezielle Outfits und Emil entscheidet selbst, ob er sein Essensgeld lieber in der Mensa oder am Brotzeit-Kiosk ausgibt. „Diese Freiheit, selbst zu entscheiden, gefällt ihm“, stellt Fiedler fest. „Kinder müssen den Umgang mit Geld erst lernen, in ihn reinwachsen und eigene Erfahrungen machen – Fehler inklusive.“ So habe Anna beim ersten Flohmarkteinkauf 2 Euro für eine gewöhnliche Pokémon-Karte bezahlt. „Kein guter Deal“, urteilt ihre Mutter. „Das habe ich Anna erklärt. Beim nächsten Mal war sie preisbewusster.“
Finanzbildung als wichtiger Schlüssel: Warum sollten Kinder den Umgang mit Geld lernen?
Was Fiedler ihren Kindern in Gesprächen und praktisch vermittelt, ist grundlegende Finanzbildung. „In der Schule findet die wenig bis gar nicht statt“, kritisiert Claudia Müller, die mit Isabel Sorg den Ratgeber „Über Geld spricht man doch!“ geschrieben hat. „Umso wichtiger ist es, dass Familien zu Hause über Geld reden. Die Weitergabe dieses lebenswichtigen Wissens ist ein Schlüssel für Unabhängigkeit und unzählige Möglichkeiten.“ Bevor es an die ersten Lektionen geht, empfiehlt die Ökonomin Müttern und Vätern, ihre eigene Einstellung zu Geld zu überprüfen. Denn erleben Kinder, dass die Steuererklärung ein Horror und Handwerkerrechnungen ein Grund zur Klage statt zur Wertschätzung für die geleistete Arbeit sind, überträgt sich diese negative Einstellung. Eltern sind Vorbilder – in positiver wie negativer Hinsicht.
Erste Sparziele ansteuern: Ab welchem Alter sollte ein Kind den Umgang mit Geld lernen?
Kaufladen oder Restaurant spielen: Beim Nachahmen von Alltagssituationen lernen Kita-Kinder, Dinge anzubieten und dafür Plastikmünzen oder Pappcents und -euros von Großen zu bekommen; Letztere können Eltern kostenlos bei der Bundesbank bestellen. Im echten Leben wird der Umgang mit Geld geübt, wenn Kinder Eis oder Brezeln mit Barem aus Mamas oder Papas Portemonnaie bezahlen dürfen. In der Spardose veranschaulichen gehortete Münzen und Scheine, wie sich mit kleinen Beträgen Sparziele erreichen lassen, zum Beispiel für neue Legosteine. Kartenzahlungen hingegen bleiben bis ins Grundschulalter zu abstrakt, weil das Verständnis für den Vorgang fehlt und Kindern nicht klar wird, dass Geld endlich ist. Deshalb antwortete Fiedlers Tochter früher auf die Frage, wie ihrer Meinung nach die Eltern an Geld kommen: „Wenn ihr welches braucht, holt ihr es am Bankautomaten.“

Finanzkompetenz verantwortungsvoll trainieren: Wie viel Taschengeld sollte ein Kind bekommen?
Je älter die Kinder werden, desto mehr Finanzkompetenz und verantwortungsvolles Finanzverhalten können Eltern mit ihnen trainieren. Dazu gehört regelmäßig ausgezahltes Taschengeld, zu dessen Höhe die Taschengeldtabelle des Deutschen Jugendinstitut informiert – von 2 bis 2,50 Euro pro Woche mit 6 Jahren bis zu 70 bis 75 Euro pro Monat ab 18 Jahren. Hilfreich sind auch gemeinsame Gespräche über Geldgeschenke, für die ein Kinderkonto eingerichtet werden sollte – idealerweise mit Guthabenzinsen. Noch lukrativer sind ETFs, Fonds oder Aktien, falls regelmäßig Geld angelegt wird. „Die Deutschen können sehr gut sparen, aber schlecht investieren“, bedauert Müller. „Dabei lassen sich mit Investitionen an der Börse auf längere Sicht gute Renditen erzielen.“ Darüber sollten ihres Erachtens Schulen informieren, was auch im Rahmen von Unterrichtsstunden im Fach Mathematik oder Wirtschaft passieren könne.
Video: Wo kann man beim Einkaufen sparen?
Wie zahlt man bargeldlos? „KiKA-Format“ erklärt mit kurzen Videos die Grundlagen der Finanzwelt.
Auch für Geldsorgen ein offenes Ohr: Tipps, um den Kindern den Umgang mit Geld beizubringen
Fundiertes Wissen wappnet Heranwachsende für ein umsichtiges Finanz- sowie Konsumverhalten, bei dem immer mehr eigenständige Entscheidungen getroffen werden – und bei dem immer mehr Verlockungen und Risiken warten. Laut Jugend-Digitalstudie 2024 der Postbank gaben 16- bis 18-Jährige im Schnitt 167 Euro pro Monat für Onlinekäufe aus. „Die stetig zunehmenden Angebote durch die Medien sind immer und überall präsent. Das verführt zum Konsum, der auch einen Symbolwert und Erlebnischarakter hat“, ist auf schuldnerberatung.de zu lesen. Müller rät Eltern, Jugendliche mit dem Tipp „Denk erst 24 Stunden darüber nach“ vor Impulskäufen zu warnen. Außerdem empfiehlt sie, über den Unterschied zwischen berechtigten Grundbedürfnissen und zusätzlichen Wünschen zu diskutieren. Und ein offenes Ohr zu haben, wenn sich Kinder mit Geldsorgen plagen. „Mit finanziellen Problemen muss niemand allein zurechtkommen. Weiß eine Familie selbst keine Lösung, gibt es Anlaufstellen für professionelle Hilfe.“

Lektüretipps
Bücher, Spiele und Internetseiten, die den Umgang mit Geld leichter machen:
„Über Geld spricht man doch!“ von Claudia Müller & Isabel Sorg (Kösel)
Ratgeber für Eltern mit praktischen Tipps und Ideen für den Umgang mit Geld im Familienalltag – egal ob Absicherung und Vorsorge, konstruktive Kommunikation oder Sparen.
„Alles Money, oder was?“ von Christine Bortenlänger & Franz-Josef-Leven (Loewe)
Von Aktie bis Zins – altersgerechtes, motivierendes und verständlich erklärtes Sachbuch, das zwei Finanzprofis für Kinder ab 10 Jahren geschrieben haben.
„Miss Money. Was schlaue Mädchen über Geld wissen sollten“ von Magdalena Sporkmann (dtv)
Frauen haben häufig Berührungsängste mit dem Thema Finanzen. Damit sich das bald ändert, wird Mädchen ab 12 Grundlagenwissen vermittelt.
„Geld anlegen für Kinder“ von Brigitte Wallstabe-Watermann, Antonie Klotz und Dr. Gisela Baur (Stiftung Warentest)
Finanzplaner für Eltern, Omas, Opas oder Patinnen und Paten, die möglichst effizient und erfolgreich für den Nachwuchs sparen wollen.
„Rund ums Taschengeld“ (Ravensburger)
Wettlauf- und Rechenspiel, das den Umgang mit Geld und das Treffen von Entscheidungen im Zahlenraum bis 100 trainiert. Pro Runde dauert es mit 2 bis 4 Spielern circa 20 bis 30 Minuten.
Finanzwissen für große und kleine Köpfe, das in drei Altersgruppen zwischen 0 und 18 Jahren aufgeteilt ist. Das Credo von Betreiberin Marcella Behrens lautet: „Der kluge Umgang mit Geld ist eine Superkraft.“
„Budget+plus“
kostenfreies, anbieterunabhängiges und datenschutzkonformes Budgettagebuch für Kinder, das als App bei Google Play oder im Apple App Store heruntergeladen werden kann. Als besonderes Extra ist auch noch Finanzwissen inklusive.
„Alles über Knete“
Podcast für Kinder im Grundschulalter, ihre Lehrer und Eltern mit Informationen und Anregungen zum Thema Finanzen. Jede Episode ist eine Mischung aus Unterhaltung und Bildung und bettet Themen in Geschichten ein.
Zur Autorin: Auch mit begrenztem Budget lässt sich viel erleben und lernen: Das war die wichtigste Botschaft, die Antoinette Schmelter-Kaiser ihrer Tochter vermittelten wollte. Die ist mittlerweile 25 und versiert darin, geschickt für sich zu wirtschaften.
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