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Endometriose – Symptome, Diagnose, Therapie

Meist dauert es Jahre, bis Endometriose entdeckt und behandelt wird: Gebärmutterschleimhaut, die monatlich blutet, jedoch nicht da, wo sie soll. Das führt zu chronischen Beschwerden und manchmal platzt der Babytraum – aber das muss nicht sein!

Text: Karen Cop

Warum Sie diesen Artikel lesen sollten:

Noch immer denken viele Frauen, dass starke Schmerzen während der Regelblutung normal sind. Aber oft ist Endometriose schuld – und selbst Frauenärzte denken nicht daran.

Endometrium und Endometriose

Sie sind meistens genau in dem Alter, in dem es eigentlich Spaß machen soll, eine Frau zu werden oder zu sein, und dann das: Endometriose! Das bedeutet: Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut, also dem Endometrium ähneln, verirren sich im Bauchraum und docken zum Beispiel an die Eierstöcke oder am Bauchfell an. Dort beginnen die Endometrioseherde zu wuchern und bluten wie die Schleimhaut der Gebärmutter dem Zyklus entsprechend Monat für Monat. Das Problem: Anders als das Menstruationsblut kann dieses nicht durch die Vagina abfließen, es muss vom umliegenden Gewebe abgebaut werden. Das gelingt nur langsam, oft unzureichend – und aus den wandernden Gebärmutterschleimhautzellen können (gutartige) Tumore und mit Blut gefüllte „Schokoladenzysten“ entstehen. Auch Verwachsungen oder Verklebungen sind möglich. Endometriose kann tief in das Gewebe eindringen, sogar Organe wie Blase oder Dickdarm befallen, schlimmstenfalls die Lunge.

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. bezeichnet Endometriose als „chronisch-entzündliche, östrogenabhängige Erkrankung von Frauen während der reproduktiven Lebensphase. Schätzungen zufolge betrifft sie 10 bis 15 % der Bevölkerung. Damit zählt Endometriose zu den häufigsten gutartigen gynäkologischen Leiden. Man geht von ca. 40.000 Neuerkrankungen pro Jahr aus.“

Symptom Nr. 1: Regelblutung mit sehr starken Schmerzen

„Die höchste Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Endometriose liegt im Alter von 35 bis 45 Jahren“, berichtet die Endometriose-Vereinigung Deutschland e.V., eine Selbsthilfevereinigung, die viel dringend nötige, weil fehlende Aufklärungsarbeit leistet. Denn die Zahlen sind relativ. „Ab dem Beginn der Beschwerden vergehen im Durchschnitt 6 bis 10 Jahre, bis eine Endometriose diagnostiziert wird“, meint Professor Dr. med. Markus Hoopmann, Leiter der gynäkologischen Sonografie an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Tübingen. Andere Quellen sagen „10,4 Jahre im Schnitt“ dauere es bis zur Diagnosestellung.

Es ist schwer, diese Zeit genau zu bestimmen, denn es geht um Frauen wie Lena: „18 Jahre Endometriose, 13 Jahre davon unerkannt, 2015 fiel endlich die Diagnose, 2016 wurde ich bei einem Spezialisten operiert, die Endometriose war tief infiltrierend auch im Darm sowie Verwachsungen im gesamten Bauchraum.“ So listet Lena ihre Eckdaten, um nicht gleich zu sagen, was das bedeutet: Schmerzen beim Wasserlassen, beim Stuhlgang und beim Geschlechtsverkehr.

Zu den organischen Problemen der Patientinnen kommen zudem auch noch Schwierigkeiten in der Partnerschaft, wenn Sexualität für ein Paar nicht als erfüllend erlebt werden kann, nicht mehr oder nie. Denn es erkranken viele Mädchen schon in der Pubertät, so wie Carina, 15: „Ich hatte meine erste Periode schon mit 12 Jahren und eigentlich immer Regelschmerzen. Manchmal konnte ich nicht in die Schule gehen, lag nur im Bett und habe mich vor Schmerzen gekrümmt. Trotzdem meinte meine Mutter: ‚Es tut mir leid, so ist das Frausein nun mal. Du wirst dich dran gewöhnen.‘ Zum Glück habe ich das nicht und eine Frauenärztin, die sich mit Endometriose auskennt.“ Das ist leider nicht selbstverständlich.

„Menstruationsschmerzen werden häufig noch als normal angesehen. Nur 50 % der Betroffenen sprechen über ihr Problem.“

Obwohl die Diagnose leicht sein könnte, da immer wiederkehrende starke Schmerzen während der Menstruation ein klarer Hinweis auf die chronische Erkrankung sind, kommen manche Frauenärzte nicht auf Endometriose, sondern verordnen Entspannungsübungen oder verschreiben Antibiotika gegen die Entzündung. Die Begründung lautet nicht selten „wegen mangelnder Hygiene“. Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. erklärt: „Menstruationsschmerzen werden häufig noch als normal angesehen und insofern nicht thematisiert. Nur 50 % der Betroffenen sprechen über ihr Problem; da sie oft kein Verständnis erfahren, versuchen sie, die Situation zu akzeptieren. Denjenigen, die sich an Mediziner wandten, wurde in über 50 % der Fälle erklärt, dass alles „normal“ sei. Die frühzeitige Einleitung einer adäquaten Therapie wird benötigt, aber aufgrund der im Anfangsstadium oft fehlenden organischen Befunde bei der gynäkologischen Untersuchung erfolgt der Beginn einer Behandlung häufig erst nach einer längeren Zeit.“

Einmal im Monat so starke Schmerzen zu haben, dass sie kaum auszuhalten sind, muss keine Frau hinnehmen! Bei Endometriose braucht sie eine adäquate Therapie.

Endometriosebehandlung

Verena Nabert, 36 Jahre, hat seit 22 Jahren Endometriose und ist schließlich „durch eigene Nachforschungen zur Erkrankung auf die Endometriose-Vereinigung Deutschland aufmerksam geworden. Diese listet alle in Deutschland zertifizierten Endometriosezentren.“ Endometriosezentren sind ärztlich zertifizierte Einrichtungen, in denen nicht nur Tastuntersuchungen und Ultraschall wie bei der Frauenärztin möglich sind, sondern auch eine Laparoskopie, eine Bauchspiegelung. Die operative Untersuchung gilt bislang als verlässlichste Methode, einen Endometrioseverdacht sicher zu bestätigen. Nach einem kleinen, minimalinvasiven Einschnitt können Lage und Schweregrad der Endometrioseherde nicht nur an Eileiter und Gebärmutter, sondern auch den Organen und am Bauchfell untersucht und Gewebeproben (Biopsie) entnommen werden. Bestätigt sich die Diagnose, kann zumeist gleich mit der Entfernung der Herde begonnen werden. Denn von alleine verschwinden sie nicht – oder erst mit den Wechseljahren, wenn es auch keine Regelblutung mehr gibt.

Als Alternative zur chirurgischen Therapie kommt eine hormonelle Behandlung infrage. Medikamente mit dem Hormon Gestagen wirken schmerzlindernd, so wie auch die Antibabypille. Manche Pillen können ohne oder mit seltenen Pausen eingenommen werden, sodass sich Hormonzyklus und Regelblutung längerfristig unterdrücken lassen. Wobei an dieser Stelle gesagt werden muss: Nicht jede Frau mit Endometriose hat so starke Beschwerden, dass sie eine hormonelle oder chirurgische Behandlung braucht.

Eine Schwangerschaft ist trotz Endometriose möglich und bedeutet auch: Urlaub von der Endometriose! Schließlich pausiert dann die Regelblutung.

Kein Schicksal: Endometriose und Unfruchtbarkeit

Für Frauen mit Kinderwunsch kommt eine hormonelle Behandlung der Endometriose ohnehin nicht infrage. Mal abgesehen davon, dass die Erkrankung oftmals erst bei der Suche nach den Gründen für einen unerfüllten Kinderwunsch entdeckt wird. Endometriose kann sowohl die Fruchtbarkeit einschränken, durch Verklebungen etwa, wenn die Herde beispielsweise an Eileiter und Eierstöcken sitzen, als auch das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.

Dr. Jens Hachenberg, Facharzt für Gynäkologie an der Medizinischen Hochschule Hannover: „Bei einem gesunden Paar besteht die Chance auf eine Schwangerschaft bei ca. 15 bis 20 % pro Monat. Bei Frauen mit Endometriose sinkt diese Wahrscheinlichkeit auf ungefähr 5 bis 10 %. Die Fruchtbarkeit einer Frau (Fertilität) ist bei Endometriose also um etwa 50 % reduziert, wobei das Risiko vom Schweregrad der Endometriose abhängt.“ Die gute Nachricht ist: „Obwohl die Endometriose die Fortpflanzung beeinträchtigt, können Endometriosepatientinnen dennoch schwanger werden.“, so Dr. Hachenberg weiter. „Die operative Entfernung von Endometrioseherden wird bei unerfülltem Kinderwunsch empfohlen.“ Manchmal kommt eine Unterstützung durch künstliche Befruchtung infrage. Und wenn die Frauen schwanger sind, fühlt sich die Zeit für die meisten toll an, denn Schwangerschaft bedeutet: Urlaub von der Endometriose.

Video

In diesem Film erzählt Ella offen von ihren Erfahrungen mit Endometriose: ihren Schmerzen und wie sie damit in der Vergangenheit umgegangen ist und heute lebt, im Alltag und als Mama, kurz: Ella macht Mut:

Hilfe und Selbsthilfe bei Endometriose

„Eine Behandlung heißt nicht immer Medikamenteneinnahme oder Operationen“, führt Dr. Peter Widschwendter, Oberarzt und Leiter des Endometriosezentrums am Universitätsklinikum Ulm, aus. „Für unsere Patientinnen entwickeln wir individuelle Therapieansätze, die zum Beispiel auch Akupunktur oder Physiotherapie beinhalten.“ Schließlich sind die Patientinnen so verschieden in ihren Bedürfnissen und Wünschen wie die Symptome der Erkrankung sein können. Zunächst empfiehlt sich ein ausführliches Gespräch bei der Frauenärztin oder dem Frauenarzt. Sollten diese kein Verständnis haben oder zum Beispiel nach einem Ultraschall abwinken – nicht aufgeben!

Per Ultraschall Endometriose diagnostizieren können nur wenige. Die Endometriose-Vereinigung e.V. bietet eine kostenlose Telefon- oder Videoberatung an unter der Telefonnummer 0341-3065034.

Sowie neben Infomaterial zur Diagnostik und Behandlung auch eine Liste von überregionalen und nach Postleitzahl sortierten Selbsthilfegruppen.

Zur Autorin: Karen Cop ist Gesundheitsjournalistin und hat zwei Kinder, bei deren Schwangerschaft und Geburt nicht alles nach Bilderbuch verlief. Seitdem weiß sie: Natur ist ein wunderbarer Krimi – und noch wunderbarer, wenn medizinische Behandlung möglich ist, falls es zu spannend wird.

Stand: Juni 2023

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