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Spezial

Oll ist toll!

Ein modernes Leben ohne gelegentliche Abstecher ins Gestern? Für unsere Autorin undenkbar. Denn was wären wir ohne Geschichte und Geschichten?

Oll ist toll!

Sie finden, Altes ist oll und Nostalgie etwas für schwache Stunden? Das wäre schade um die schönen Geschichten, die im Alten stecken. Hören Sie hin!

Irgendwann fing es an. Nein, wenn ich genauer darüber nachdenke, war es eigentlich immer da. Nur wusste ich als Kind noch nicht, dass daraus mal meine spätere Lebenshaltung werden würde. Ich entstamme jener Kindheitsgeneration, in der Kleidung noch von allen Geschwistern nacheinander aufgetragen wurde und beim Jüngsten – also bei mir – mit dem beherzten Spruch: „Das ist ja noch pfenniggut“ abermals um ihre Halbwertzeit verlängert wurde. Zum Beispiel mithilfe einer Borte, die Hochwasserhosen ruck, zuck ihre gesellschaftstaugliche Länge zurückgaben und mir ein weiteres halbes Jahr bescherten, in dem ich die heiß ersehnte neue Jeans NICHT bekam.

Ja, es nervte manchmal. Aber es machte uns kreativ. Bereits als Zwölfjährige habe ich das Aus-Alt-mach-Neu-Prinzip übernommen und Papas ausgemusterte Hemden zu Tops umgearbeitet. Meine Schwester und ich entwickelten eine große Vorliebe für Dachböden und Sperrmülltouren, von denen wir wie Robin Hood von seinen Beutezügen zurückkamen: Nähmaschinentischchen, Stühle, Koffer, Spiegel – der Charme dieser alten Dinge hatte uns einfach gepackt. Und mich bis heute nicht losgelassen!

Noch immer schrecke ich nicht davor zurück, heldenhaft in strömendem Regen eine 50er-Jahre-Garderobe aus der Mitte eines Sperrmüllhaufens herauszuwuchten, während sich mein mitleidiges Nostalgikerherz anfühlt wie das eines Walretters.

Ich halte mich durchaus für einen modernen Menschen – mindestens 2.0, würde ich sagen. Aber ohne ein bisschen Retrophilie würde ich eingehen. Ob Nierentischchen oder Schwarzweißfilm, ob schrilles 70er-Jahre-Hemd oder Hilde Knef – manchmal muss es einfach oldschool sein. Der Charme des Angestaubten gibt mir eine wohlig vertraute Sicherheit. Ein Alles-ist-gut-Gefühl! Und wann, wenn nicht jetzt in diesen unsicheren Zeiten, könnte man davon eine größere Portion gebrauchen?

Wer glaubt, diese alten Dinge seien nur Gegenstände, hat noch nie den Geschichten gelauscht, die sie in sich tragen. Sie erinnern daran, dass früher vielleicht nicht alles besser, aber manches doch ganz schön gut war. Diese vererbten, verschenkten, gefundenen oder geteilten Dinge verkörpern alte Werte: Dankbarkeit, Bescheidenheit, Hilfsbereitschaft, Sparsamkeit. Klingt oll? Oder vielleicht doch innovativ? Wissen Sie was: Das ist mir schnurzpiep! Ich weiß, ich bin eine typische Vertreterin der aktuellen Retro-, Upcycling- und Do-it-yourself-Trends. Allerdings schon mein ganzes Leben lang. Da sieht man mal, wie vorwärtsgerichtet rückwärtsgerichtet sein kann!

Stand: Dezember 2017

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